Mitte März ist eine gute Zeit um nach Indien zu reisen. Wir sind sonnenhungrig nach dem langen Winter und erfreuen uns in Nordindien an den sehr angenehmen 20 bis 30 Grad.
Unser erstes Ziel ist unser Charityprojekt in Nordindien- ganz nah an der heiligen Stadt Varanasi am Ganges gelegen. Der Name der Schule „ Premjyoti“ bedeutet „Licht der Liebe“
Die Schule liegt ungefähr 12 km außerhalb von Varanasi, einer der ältesten Städte Indiens,
früher auch Benares genannt. Sie ist zugleich eine der heiligsten Städte, ein Wohnort Shivas, einer der höchsten Gottheiten der Hindus.
Er regiert über Leben und Tod, Aufbau und Zerstörung und hat die Macht den Menschen von Karma zu befreien. Eine Wiedergeburt ohne die Last der im Vorleben erworbenen karmischen Einprägungen ist ein so großer Anreiz für einen Hindu, dass Abertausende nur zum Sterben nach Varanasi pilgern.
In einem Land, wo die Armut so unübersehbar an jeder Ecke lauert, ist ein solches göttliches Versprechen Balsam für jede Seele- eine Hoffnung auf ein besseres Leben danach.
In der Schule Premjyoti versuchen wir gemeinsam mit dem Direktorenehepaar, einem Hindu aus Nordindien und einer Christin aus Südindien, schon in diesem Leben ein wenig mehr von dieser Hoffnung in die Herzen der Kinder zu tragen.
Die Schule wurde vor 17 Jahren mit einem behinderten Schüler gegründet. Es war eine Vision dieses Ehepaares, den am meisten bedürftigen und geächteten in der Gesellschaft ein Zuhause und Hoffnung zu schenken. Die ersten Jahre hatten sie Unterstützung von einem Schweizer Industriellen, der 2006 verstarb, als die Schule schon 200 Schüler beherbergte.
Kurz vor der Schließung aus finanziellen Nöten erfuhr ich von diesem Schicksal.
Mit dem Mut einer Unerfahrenen gab ich mitten am Schulhof das Versprechen ab, alles mir erdenklich Mögliche zu tun um diese Schule zu retten.
Nun, sieben Jahre später steht dieses Projekt, vor allem durch die so liebevolle Unterstützung ganz vieler Yogaschüler in voller Blüte. Wir beherbergen inzwischen 450 Kinder zwischen fünf und 15 Jahren, davon 75 Kinder mit Behinderung.
Zu Beginn führte ich für die behinderten Kinder ein Mittagessen ein und wir kauften zwei Schulbusse an. Weiters wurden 10 Klassenzimmer errichtet und ein Physiotherapie Raum eingerichtet. Vor zwei Jahren startete ich ein Webprojekt, um zum einen der Schule ein eigenes Einkommen und den Jugendlichen auch eine Berufsausbildung zu ermöglichen.
Weiters entstanden auch neue Sanitärräume für Kinder und Lehrer.
Wir haben mit einem umfassenden Englischunterricht ab der ersten Schulstufe begonnen,
um ihre Chancen im späteren Berufsleben zu erhöhen.
Beim diesjährigen Besuch überraschten uns die Kinder nicht nur durch ihre wundervollen Tanzaufführungen, sondern da war noch mehr!
Als ich vor sieben Jahren in die Schule kam, war allen Yoga völlig fremd.
Ich begann in den wenigen Tagen meiner Anwesenheit mit den behinderten Kindern und den Direktoren zu arbeiten. Alle waren sehr begeistert und mit den Jahren stieg der Wunsch in mir einen Yogaraum bauen zu lassen. Den hatten wir nun seit zwei Jahren, und so bat ich die Schulleitung einen Yogalehrer zu suchen, der aber angeblich nicht zu finden war.
Als ich nun in die Schule kam überraschten sie mich mit einem Yogaunterricht-
Eine Lehrerin der Schule hatte begonnen sich für Yoga zu interessieren, und es war zutiefst berührend, wie hingebungsvoll sie den Unterricht gestaltete und mit welch Begeisterung die Kinder dabei waren.
Ich sah liebevoll über hochgezogene Schultern und zu tiefe Kobras hinweg,
wohl wissend, dass der indische Kinderkörper diese Kleinigkeiten gut überstehen kann .
Und war zutiefst berührt von diesem Wunder, das hier nun geschehen durfte.
Natürlich konnte ich da nicht anders- Sari hin oder her- ich stellte mich auf die Matte und zeigte den Kindern und mir zur Freude einen Sonnengruß!
Erstaunlich, wie vielschichtig ein Sari einsatzbereit ist- Schutz gegen Sonne, Handtuch, Arbeitsbekleidung, yogatauglich, nur das Davonlaufen wird uns Frauen da schwer gemacht!
Unser neues Baby- ein Oberstufenprojekt für Mädchen
Nicht wenigen Menschen im Westen war Indien immer ein verwunschenes Traumland geblieben. Erst durch viele mediale Berichte um tragische Ereignisse von Missbrauch und Abwertung der Mädchen in den letzten Jahren, entstand auch ein Blick hinter die verklärte Welt von Elefanten und Saris, Heiligen und prunkvollen Palästen der Mogule.
Vielleicht war es ja bislang auch unvereinbar mit einem Urlaubsgefühl, all die Tragik der Armut und des Elends mit in unser Ferienbild zu nehmen. Zudem ist es kaum spürbar hinter prunkvollen Hotels, wo eine Übernachtung einen Jahreslohn eines Rikshafahrers verschlingt, dass vielleicht direkt dahinter, in einer der Lehmhütten Frauen und Kinder geschlagen und missbraucht werden und unter unmenschlichen Bedingungen ihr Leben fristen.
Noch immer werden Mädchen sehr früh in Zwangsehen geschickt und haben dadurch auch nie mehr die Chance auf weitere Bildung. Stirbt dann noch der Mann, werden sie von seiner Familie als Knechte eingesetzt, und so ist es nicht verwunderlich, dass wir immer noch Frauen finden, die sich mit ihren Kindern vor Züge werfen, um solch Schicksal zu entgehen.
So haben wir letztes Jahr beschlossen, eine Oberstufe für Mädchen von 15 bis 18 Jahren einzurichten. Dadurch besteht wesentlich mehr Hoffnung und Chance, dass die Mädchen dann auch weiter auf eine Hochschule gehen können, wenn sie dies möchten. Wir werden Mädchen, die diesen Weg gehen wollen, auch danach falls notwendig finanziell und menschlich zur Seite stehen. Das Projekt wurde nun 2014 mit acht Mädchen gestartet und soll jetzt, da es großen Bedarf gibt, ausgeweitet werden. Dazu benötigen wir weitere drei Klassenzimmer, wo wir nun wieder vermehrt um eure Hilfe bitten.